DMM Der Mobilitätsmanager

3 www.dmm.travel Schlimmer geht’s nimmer, haben wir vor Längerem noch gedacht. Doch unsere Verkehrsträger, Rückgrat der Geschäftsreise- Branche, beweisen das Gegenteil und damit die Richtigkeit von Murphys Gesetz. Menschliches Versagen und Fehlerquellen schei- nen sich in den komplexen Systemen von Straßen- und Bahnver- kehr sowie der Luftfahrt wie Krebsgeschwüre auszubreiten. ••• Und so haben sich denn die „Spitzen“ des deutschen Luftverkehrs im Hamburger Rat- haus auf ein Maßnahmenpaket geeinigt. Flug- zeuge sollen pünktlicher und zuverlässiger unterwegs sein. Klingt gut, doch unterm Strich sind die Ergebnisse mager. Nun soll • die Flugsicherung personell besser ausge- stattet werden • Lufthansa & Co. wollen ihre Flugpläne verbessern • Die Airlines wollen künftig frühzeitig die Passagiere informieren • Die Flughäfen wollen Engpässe bei Sicherheitskontrollen vermeiden. Hauptproblem nicht angegangen. Shop- ping-Flüge für weniger als 50 Euro nach Lon- don oder Langstreckenflüge für lächerliches Geld sind unsinnig und gefährlich; sie sind ein Signal zu noch mehr ausufernder umwelt- belastender Fliegerei. Übrigens schieben Kli- maexperten eine Teilschuld am Klimawandel auch der Luftfahrt zu. Es wird Zeit, dass dem Wahnsinn mit den viel zu billigen Flugtickets ein Ende gesetzt wird. Dass die Airline-Vertreter (und Luftfahrtver- bände) gebetsmühlenartig wiederholen, sie übernähmen Verantwortung, investierten in umweltfreundlichere Maschinen (die ausge- flotteten/verkauften fliegen woanders, aber nicht ökologischer) und hätten sich dem Kli- mainstrument Corsia angeschlossen, macht die Sache nicht besser. Für überlegenswert halte ich den Vorschlag des Schweizer Natio- nalratmitglieds Thomas Hardegger: Man könnte den Beweggrund einer Flugreise mit Gebühren verknüpfen: Ein Shopping- oder Urlaubsflug sollte dann finanziell mit einer höheren Abgabe belastet werden als z.B. ein Geschäftsreiseflug. Aber ich sehe schon das verständnislose Kopfschütteln all jener, die solches für unrealistisch halten. Doch das Pro- blem ist damit nicht vom Tisch. Wie geht‘s mit Dieselgate weiter? Erst wurde den betroffenen Kunden ein Software Update angeboten, das zu höherem Verschleiß und Verbrauch führt und nicht rückgängig gemacht werden kann. Nun erwartet die große Koalition von den deutschen Autobau- ern (auf die Importeure hat sie keinen Ein- fluss) Hardware-Nachrüstungen zur Vermei- dung von Dieselfahrverboten. Eine belastbare Zusage der Autoindustrie zu einer kompletten Kostenübernahme fehlt allerdings. Zugesagt hätten die Hersteller hingegen Umtauschak- tionen mit Umstiegsprämien oder Rabatten für Fahrzeughalter von Euro 4 und 5 Diesel- Fahrzeugen. Bei den Möglichkeiten des Um- tauschs und der Nachrüstung geht es um 14 „besonders betroffene Städte“ mit hohen Grenzwertüberschreitungen bei der Luftbelas- tung mit Stickstoffdioxid (NO2). Was etwa ist z.B. mit den zig Selbstständigen, die ihren Fir- mensitz eben nicht in den genannten Regio- nen haben, die aber aus beruflichen Gründen auch dorthin müssen? Tja, und dann fuhr das Berliner Verwaltungsgericht Politik und Auto- industrie in die Parade und die EU-Kommissi- on mit ihren CO 2 -Beschränkungen ebenfalls. Es wird spannend. Die Erde erwärmt sich dramatisch. Katastro- phen werden sich zunehmend auch bei uns ereignen. Laut einem Bericht des Uno-Weltkli- marats (IPCC) muss die Menschheit schnell und konsequent handeln, wenn sie die Erder- wärmung auf 2° C im Vergleich zum Beginn des Industriezeitalters begrenzen will. Bis 2050, muss dazu der CO 2 -Ausstoß weltweit auf Null reduziert werden. Das sage man mal der Autoindustrie, der Luftfahrtindustrie oder den Energieriesen mit ihrem Raubbau an der Natur (Braunkohleförderung etc.). Nach der Veröffentlichung des Berichts präsentierten sich das Umwelt- und das Forschungsministe- rium betroffen und forderten mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung. Aber was hilft’s, wenn kaum ein Land mitspielt, selbst Deutschland nicht, dessen Klimaziele kra- chend gescheitert sind und das beweist, dass es nicht besser ist als ein Donald Trump. Freuen Sie sich auf eine interessante Lektüre und schauen Sie gerne auf dmm.travel vorbei. Gernot Zielonka Herausgeber und Chefredakteur ES HAKT BE I WIRKL ICH ALLEN Nun gab es in Berlin einen Diesel-Gipfel, in Hamburg einen Gipfel der Luftfahrtbranche und bei der Bahn einen Brandbrief, wegen der Schulden, dem Verspätungstief und einem Ausgabenstopp. In der Hansemetropole und in der Hauptstadt wurde versucht, das scheinbar witzige „Gesetz“ auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Mit begrenztemWissen und wenig Zeit wollen Politik, Luftfahrt- und Autobranche zu Lösungen kommen. Editorial • Unter uns

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