DMM Der Mobilitätsmanager
3 www.dmm.travel Was für eine enttäuschende Antwort der Politik auf ein gemeinsames Schreiben von asr (Allianz selbständiger Reise- unternehmen), BTW, Dehoga, DGT, DRV, DTV, DZT und RDA, in dem die Spitzenverbände ihre Besorgnis über den Rückgang der Tourismusforschung an den deutschen Hochschulen zum Ausdruck gebracht hatten. ••• Der Wissenschaftsrat ist das wichtigste wis- senschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland. Er berät Bund und Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulsystems sowie der staatlichen Förderung von For- schungseinrichtungen. Die Touristik-Verbän- de haben also noch viel Arbeit, bis ihre The- men in den Gremien und Parlamenten gehört und verstanden werden. Die Verbände hatten ihre Besorgnis über den Rückgang der Touris- musforschung an den deutschen Hochschulen zum Ausdruck gebracht. Auslöser war die Schließung des Tourismus-Lehrstuhls an der Universität Lüneburg. Aber auch andere FH’n wollen ihre Touristik-Studiengänge zurück- fahren oder ganz schließen. „Die Antwort ist mehr als enttäuschend“, urteilt Jochen Szech, soeben wieder gewählter Präsident des asr. „Overtourism, Umweltbe- lastung durch Kreuzfahrer und Luftverkehr; Dauerstau auf Straßen, Schienen und in der Luft durch immer weiter zunehmenden Ver- kehr; Globalisierung und Digitalisierung: wir haben nun wirklich genügend Themen in der Touristik, die nicht nur Arbeitsplätze sichern, sondern weit über die Touristik hinaus gesell- schaftliche Relevanz besitzen“, resümiert der asr. Die Touristik bietet 2,9 Mio. Arbeitsplät- ze, mehr als die Automobilbranche. Doch die mittelständisch geprägte Touristik kann nicht im gleichen Maße wie die Autoindustrie in die Forschung investieren: Hier sind Bund und Länder gefordert! Unsere Hoffnung liegt nun auf Bildungs- und Forschungsministerin Anja Karliczek, dieser bedrohlichen Entwicklung entgegenzusteuern.“ Vor Umbruch. Unsere Mobilität ist in Ge- fahr. Daran schuld sind wir wohl selbst. Der Klimawandel sorgt nicht nur für Trockenheit bei uns, sondern auch dafür, dass die Energie- versorgung für unsere Mobilität ins Stocken gerät. Tankstellen vor allem in NRW geht der Sprit aus. „Die Situation verschärft sich jeden Tag, solange es nicht regnet“, warnte der Sprecher des Tankstellen-Interessenverban- des, Herbert W. Rabl im wiederum trockenen November. Inzwischen hat das Bundeswirt- schaftsministerium den Zugriff auf die Ölre- serve freigegeben. Forscher warnen seit Jahren vor bedeutenden ökologischen und volkswirt- schaftlichen Schäden für Gewässerqualität, Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung, Bin- nenschifffahrt und Energiewirtschaft. Den- noch wird weltweit Öl für den Land-, Luft- und Wasserverkehr verbrannt und damit der Klimawandel weiter beschleunigt. Und so wird denn auch die Geschäftsreisebranche, zu 100 % abhängig vom Öl, vor einem Umbruch stehen. Denn Mobilität wird sich in wohl gar nicht so ferner Zeit verteuern, und das kräftig. Sollte in den Alpen in diesemWinter weniger Schnee fallen, sollte es zu Öllieferengpässen infolge Stress mit dem Iran oder Saudi Arabi- en kommen, dann droht Deutschland ein hef- tiger Wirtschaftsabschwung. Mobilität gerät aber nicht nur des Klimawan- dels wegen in Gefahr, sondern auch durch hausgemachte Ursachen: Beispiel ist die Bil- ligfliegerei, der irre Kreuzfahrt-Boom, Diesel- gate usw.. Sie alle sorgen für massive Beein- trächtigungen der Umwelt – die Folgen erleben allmählich auch wir in Europa. „Rien ne va plus“ – das hat es 2018 oft genug gege- ben. Hoffen wir auf ein Umdenken in der Ver- kehrspolitik aber auch bei uns selbst. Segensreich? Die DB schickt 80 % ihrer ICE mit Fehlern auf die Strecke. Grund: Zu wenig Instandsetzungspersonal. Und Boeing liefert Jets aus, bei denen der Tod mitfliegt. Ein neu- artiges Stabilisierungssystem, von dem die Piloten nicht wissen, wie es zu handeln ist, das ist schon ein Hammer. Die Folge war der Absturz einer nagelneuen B737 MAX am 29. Oktober mit 189 Opfern. Nicht immer ist inno- vative Technik segensreich. Freuen Sie sich auf eine interessante Lektüre und schauen Sie gerne auf dmm.travel vorbei. Und an dieser Stelle bedanken wir uns für Ihre Aufmerksamkeit. Auch 2019 möchten wir gerne Ihr treuer Begleiter sein. Ihnen und Ihren Familien ein frohes Fest und kommen Sie gut rüber ins neue Jahr. Gernot Zielonka Herausgeber und Chefredakteur TOURISMUS NICHT SO WICHT IG Als Antwort auf das Schreiben ließ die Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Dr. Martina Brockmeier, mitteilen, „dass Tourismus in Deutschland nicht als eigenständiges Fach angesehen wird, sondern nur als Gegenstandsbereich, mit dem sich der Rat nicht befasse“. Editorial • Unter uns
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