DMM Der Mobilitätsmanager

3 www.dmm.travel en Es gibt in der Politik nicht wenige Klimaverweigerer, selbst in Deutschland. Und auch im Tourismus spielt das Thema Umwelt- bewusstsein im Hinblick auf das Klima nicht gerade die ganz große Rolle. Wer unter Travel- und Fleetmanagern macht sich schon große Gedanken um den Schadstoffausstoß? Die Bundes- regierung traute mit ihrem Klimapakt nicht so recht. ••• Quo vadis, IAA? Ich möchte nicht behaup- ten, dass die 66. Auflage der Automobilaus- stellung schon ein Abgesang war, aber das fast rein deutsche Mobilitätsevent war alles andere als eine internationale Leitmesse. Angeblich sollte die IAA ja im Zeichen der Mobilitätswende stehen, das tat sie aber viel zu wenig. Für wen sich derlei Shows noch loh- nen, ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht für die Autohersteller und Zulieferer. Das und eine rationale Kosten-Nutzen-Rechnung waren der Grund für 22 Marken, sich von der einst renommierten Messe zu verabschieden. Grünes Fliegen. Jahrelang wurde auch beim Klima weggeschaut. Jetzt ist auf einmal vom CO 2 -neutralen Fliegen und dem Umstieg auf den Zug die Rede. Doch zum „grünen Fliegen“ kommen wir vermutlich erst in Jahrzehnten. Analysten der Investmentfirma Sanford C. Bernstein haben berechnet, wieviel es die sechs größten europäischen Fluggesellschaften kosten würde, ihre kompletten Kohlendioxyd- emissionen zu neutralisieren: 3,2 Mrd. Euro. Air France-KLM, Lufthansa Group, IAG, Nor- wegian Air Shuttle, Ryanair und Easyjet sind laut Berechnungen der Experten für den CO 2 - Ausstoß aus insgesamt rund 37,8 Mio. t Kero- sin pro Jahr verantwortlich. Beim derzeitigen Preis für CO 2 -Ausgleichszertifikate von 26,51 Euro/t im Rahmen des Emissionshan- delssystem der EU würden die Gesamtkosten für die sechs Fluggesellschaften demnach etwa 48 % ihres Nettogewinns von 2018 auffressen, der zusammen bei etwa 6,5 Mrd. Euro lag. Dann könnten Kunden klimaneutral fliegen. Dazu passend die Ankündigung der französi- schen Regierung, für Flüge ab Frankreich eine neue Steuer von bis zu 18 Euro pro Ticket zu erheben, um Transportformen wie Züge zur Bekämpfung des Klimawandels zu finanzie- ren. Was folgte? Ein Aufschrei der Airlines. Jedenfalls muss die deutsche Luftfahrtindus- trie bis auf Weiteres nicht fürchten, für mehr Klimaschutz in die Pflicht genommen zu wer- den. Zusätzliche Belastungen für die Luftfahrt wird es laut der gemeinsamen Erklärung der Teilnehmer aus Politik und Luftfahrtindustrie nicht geben. Das ist das Ergebnis der nationa- len Luftfahrtkonferenz in Leipzig. Nur ein Dutzend globale Airlines. Lufthan- sa-CEO Carsten Spohr glaubt, dass der Ab- schwung der Weltwirtschaft die Konsolidie- rung in der Luftfahrtbranche beschleunigt. Der Konzentrationsprozess sei längst überfäl- lig. Am Ende des Prozesses werden Mobilitäts- manager und Business Traveller nur noch unter zwölf großen Netzwerkcarriern wählen können: Drei in den USA, drei in China, drei am Bosporus und am Golf, und drei hier in Europa, von denen die Lufthansa natürlich einer sein wird. Hickhack um CO 2 -Preis. Der Chef der Wirt- schaftsweisen, Christoph M. Schmidt, rechnet mit Entlastungen für die meisten Bürger, wenn die Politik einen CO 2 -Preis einführt. Der Ökonom appelliert an die Bundesregierung, zeitgleich mit der Einführung eines CO 2 -Prei- ses die Reform des europäischen Emissions- handelssystems voranzutreiben. Schmidt: „Je niedriger man bei der CO 2 -Steuer den CO 2 - Preis zu Beginn ansetzt, umso stärker muss er in den Folgejahren steigen.“ Für Firmen, die im internationalen Wettbewerb mit Unterneh- men aus Ländern ohne CO 2 -Preis stehen, braucht es nach seiner Überzeugung einen Ausgleich. Zugleich warnt Schmidt: „Klimapo- litik ohne CO 2 -Preis wird viel teurer.“ Wenn man die verbindlichen Reduktionsziele der EU auf anderemWege erreichen wolle, bleibe einem „nur noch die Möglichkeit, bestimmte Technologien zu verbieten“. Weil das Fahrrad in unserer mobilen Welt eine zunehmend große Rolle spielt, haben wir uns auf der „Eurobike“ in Friedrichshafen umgesehen. Eine wirklich spannende Messe. Viel Spaß und viele wegweisende Erkenntnis- se mit dieser Ausgabe. Und schauen sie mal auf www.dmm.travel rein. Dort erfahren sie rund um die Uhr, was wirklich wichtig für Ihr Business ist. Gernot Zielonka Herausgeber und Chefredakteur REAL I TÄTS -VERWE IGERUNG Jetzt ist es offiziell: Der Klimapakt ist beschlossene Sache. Aber was ist dabei herausgekommen? Der Frust bei Verbänden und teilweise Unternehmen ist groß. Viele sprechen von Realitätsverweigerung der Bundesregie- rung. Zu den Verlierern zählen wohl auch Firmen und ihre Geschäftsreisenden. Fliegen wird schon mal teurer. Dienstreisen mit dem Auto auch. Und die künftigen 7 % MwSt. machen Bahnfahren kaum günstiger. Editorial • Unter uns

RkJQdWJsaXNoZXIy NDM3MTE=