DMM Der Mobilitätsmanager

3 www.dmm.travel „Wir müssen überlegt und in sorgfältiger Abwägung Transporte priorisieren, um die Energieversorgung der Bürger sicherzustellen“, betont Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Im Zweifel müsse der Personenverkehr eben warten, erläuterte der FDP-Politiker. Denn für gewöhnlich ist der Güterverkehr bislang dem Personen- verkehr untergeordnet. Das könnte sich mit der neuen Verordnung nun umkehren. ••• Das Problem: Vier Faktoren machen der Schie- ne aktuell zu schaffen: 1. der dringende Sanierungsbedarf des Schie- nennetzes, 2. der weitgehende Ausfall der Wasserstraßen Rhein und Donau infolge der Trockenheit, 3. die Energiekrise infolge des Ukrainekriegs und 4. der Zustrom an Reisenden (9 Euro-Ticket) sowie die vielen Umsteiger vomFluginlands- verkehr auf den Zug. Diese Faktoren zusammengenommen haben in den letzten Monaten zu zahlreichen Störun- gen vor allem beim Fernverkehr geführt. Ähn- lich den Airlines kommen auch ICE & Co. massiv verspätet oder fallen gleich ganz aus. Und wenn sie kommen, dann sind sie prop- penvoll, so dass von einer komfortablen Bahnreise keine Rede mehr sein kann. Neue Bedrohungen. In den ersten Tagen der Erholung des Reiseverkehrs nach der Pan- demie wurden KMU weitgehend als treibende Kraft für die Wiederbelebung angesehen. Jetzt aber bedrohen die rasant steigende Inflation und höhere Treibstoffpreise diese Wiederbele- bung, so eine neue Studie von Wakefield für SAP Concur. In dem Bericht werden makro- ökonomische Veränderungen als Risikofaktor genannt, der künftige Reisen von KMUs behindert. Die Hälfte der befragten Reisenden zählte „steigende Ölpreise und Inflation“ zu den drei größten Bedrohungen für Geschäfts- reisen. 34 % verwiesen auf gekürzte Reisebud- gets als Grund für die verlangsamte Erholung. Die Untersuchung von Wakefield konzentriert sich auf den instabilen Arbeitsmarkt und dar- auf, wie sich das Reisen nach einer Pandemie auf die Fluktuationsrate der Mitarbeiter aus- wirkt. Drei von fünf Reisenden (60 %) gaben an, dass ihre derzeitigen Reisepläne nicht ihren Erwartungen entsprechen. 39 % reisen weniger als sie möchten, 21 % zu viel. Mehr als ein Viertel (26 %) der Unzufriedenen wol- len sie sich nach einer neuen Stelle umsehen, wenn sich ihr Plan nicht ändert. Fast 90 % der Befragten gaben an, dass sie bereit wären, eine Geschäftsreise aus „Sicherheits-, persönli- chen oder Umweltgründen“ abzulehnen. Vier von fünf Befragten gaben an, dass sich der Krieg in der Ukraine auf sie ausgewirkt hat, darunter fast die Hälfte (46 %), die aufgrund der Unruhen direkt von geänderten Flugrou- ten oder Flugausfällen betroffen waren. Vorkasse. Das Vorkssse-Prinzip ist Verbrau- cherschützern und dem VDR schon lange ein Dorn im Auge. Bedienen sich doch die Airlines bei ihren Kunden als geschätzte Kreditgeber. Am 16. September sollte das leidige Thema auf der Tagesordnung des Bundesrats stehen. Niedersachsens Regierung sowie der Ge- schäftsreiseverband fordern, dass Flugtickets künftig erst beim Check-in bezahlt werden müssen. Die Lufthansa als großer Nutznieser hat schon mal abgewunken. Sie will nicht auf die vielen Millionen Euro der Kunden, mit denen der Carrier wochen oder monatelang arbeitet, verzichten. Preisspirale. Die explodierenden Energie- preise bleiben nicht ohne Auswirkungen auf Inflation und die Geschäftseisebudgets. Teure- re Treibstoffe, Preissprünge beim Gas und Strom, angekündigte Gebüh-renerhöhungen an den Flughäfen – Fraport sorgt mit seinem vorgezogenen Ge-bührensprung von 4,9 % für schlechte Stimmung bei den Airlinekunden – die weiter anziehende Inflation, dies alles trägt dazu bei, dass Mobilitätsmanager im Herbst und sicher auch für das kommende Jahr mit höheren Ausgaben kalkulieren oder Abstriche bei den Geschäftsreisen machen müssen. Dabei hatten wir alle gedacht, Coro- na und dessen Folgen für die Branche halb- wegs überwunden zu haben. Eine Lösung zeichnet sich nicht ab. Wir dürfen gespannt sein. Bleiben Sie heiter und gelassen. Freuen Sie sich auf eine spannende Lektüre und schauen Sie mal auf dmm.travel, das Portal für Unter- nehmensmobilität. Und noch ein Tipp: unser Newsletter (Anmeldung auf der Website). Gernot Zielonka Herausgeber und Chefredakteur DI E NEUEN BEDROHUNGEN Für Geschäftsreisende, die seit einigen Monaten verstärkt vom Flugzeug auf den Bahnfernverkehr (oder den Geschäfts- oder Mietwagen) umsteigen – Lufthansa und Eurowings haben bekanntlich tausende innerdeutsche Flüge gestrichen – kann dies noch längere Wartezeiten an den Bahnhöfen bedeuten. Verspätungen für die Fahrgäste sollen zumindest dem Regierungspapier zufolge aber „weitgehend“ vermieden werden. Editorial • Unter uns

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