DMM Der Mobilitätsmanager

24 Der Mobilitätsmanager 05/06.2023 Geschäftsreise • Luftfahrt Text RED Fotos ST I Boeing Der Jumbo machte internationale Flugreisen zur Routine. Und über Jahrzehnte war er das größte Passagierflugzeug der Welt, bis der europäische Doppelstöcker A380 die Krone übernahm. Fast genau 54 Jahre nach dem Erstflug werden am Dienstag, 31. Januar 2023, zausende aktuelle und ehemalige Mitarbeiter und Gäste in Everett an einer „bittersüßen“ Zeremonie teilnehmen, bevor die Frachtfluggesellschaft Atlas Air ein 747-Frachtermodell, die 1.574. und letzte produzierte „Königin der Lüfte“, übernahm. Von den 1970er bis in die 1990er Jahre öffnete die 747 die Welt für Millionen, die noch nie zuvor international gereist waren. Das letzte Flugzeug hob in Paine Field vor dem großen Montagewerk ab, das Ende der 1960er Jahre eigens für die 747 auf damals unbebautem Land errichtet worden war. Damals war die riesige Produktionsstätte noch nicht einmal fertiggestellt als die erste 747 zusammengebaut wurde. Mit den Jahren entstanden in dieser größten Flugzeugfabrik der Welt, nicht nur von ihren Maßen betrachtet, sondern auch vom Volumen der gefertigten Jets, mehr JetTypen, darunter Tripleseven und Dreamliner. Im Werk Everett (nördlich von Seattle) waren auf dem Höhepunkt der Flugzeugproduktion 2012 mehr als 40.000 hochbezahlte Mitarbeitende tätig. Der verstorbene Joe Sutter, Chefingenieur des ursprünglichen 747-Programms, leitete in den 1960er Jahren ein Team, das den vierstrahligen Jetliner in einer wahren Rekordzeit entwarf, baute und lieferte. Das Team trug deshalb unter den Boeing-Beschäftigten die schmeichelhafte Bezeichnung „Die Unglaublichen“. Sutter hatte im August 1965 den Auftrag erhalten, einen neuen Großraumjet zu konstruieren. Das erste Testflugzeug rollte im September 1968 aus der neu gebauten Fabrik und absolvierte im darauffolgenden Februar seinen Erstflug. Die erste Serienmaschine wurde am 22. Januar 1970 an Pan Am ausgeliefert. In diesem ersten Großraumflugzeug mit zwei Gängen wurden 420 Sitze installiert, dreimal so viele wie im Vorgänger B 707. Spätere Modelle des Jumbos wurden in Kapazität und Reichweite erweitert, sodass die letztgebaute 747-8-Passagierversion fast 470 Personen auf Transatlantik-, Transpazifik- und anderen Langstreckenrouten befördern konnte. Von diesem Flugzeugtyp orderte auch die Lufthansa 20 Einheiten. Die Reichweite ermöglichte Fluggesellschaften Nonstop-Flüge zwischen Großstädten, die zuvor noch nie miteinander verbunden waren. Seine Größe führte zu Skaleneffekten, sodass nach und nach auch günstigere Flugtarife Tarifen möglich wurde. Nachfolger B 777. Ab dem Jahrtausendwechsel leitete sich bei vielen Airlines eine Abkehr vom Jumbo ein. Sie wechselten bei ihren Bestellungen zur treibstoffeffizienteren, zweistrahligen 777. Von deren jüngster Entwicklung, der B 777-9, hat die Lufthansa 27 Einheiten in Auftrag gegeben, davon 20 in der Passagierversion. Die B 777-9 soll das neue Flaggschiff in der Lufthansa-Flotte werden. Das Luftfahrtunternehmen wollte mit der B 777-9 erstmals die neue Business Class anbieten, für die der Kranich bereits vorab mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde. Doch wie es sich abzeichnet, wird der US-Luftfahrtkonzern nicht vor 2025 mit der Auslieferung der LH-Tripleseven beginnen. Nach schon jetzt deutlichen Verzögerungen ein weiterer Rückschlag für die ersten Fluggesellschaften, die 31.1.2023: AUS, ENDE, VORBEI Ende einer Ära: Am 31. Januar 2023 wurde der letzte „Jumbo“ am Boeing-Fertigungsstandort Everett feierlich an Atlas Air übergeben. Am 31. Januar 2023 verabschiedete sich Boeing endgültig vom Jumbo-Jet 747. Seit dem Start der einstigen „Königin der Lüfte“ am 22. Januar 1970 machte die 747 die Region Puget Sound (Seattle) im Nordwesten der Vereinigten Staaten zum weltweit führenden Flugzeugproduktionsstandort und verhalf dem US-Flugzeugbauer zu einer Vormachtstellung in der Luftfahrt. In den 53 Jahren waren viele Millionen Geschäftsreiende mit 747-Jets unterwegs.

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