DMM Der Mobilitätsmanager

28 Der Mobilitätsmanager 05/06.2023 „Dass ausgerechnet Automobilhersteller sich für urbane Mobilität in der Luft interessieren, erstaunt insofern nicht, als gerade die großen Metropolen am Straßenverkehr zu ersticken drohen.” Gernot Zielonka I CEO zic Geschäftsreise • Urbane Mobilität Text RED Fotos Archer Inc. Volkswagen, Audi und Porsche, Daimler, Toyota und Geely, sie alle wollen ein neues Ertragspotenzial erkannt haben, nicht auf der Straße, sondern in der Luft in Form von Flugtaxis und der Urban Air Mobility. Und weitere Autobauer sind am Überlegen. Denn die Straße allein hat für die Mobilität in großen Städten in wahrscheinlich gar nicht so ferner Zukunft einen weitaus geringeren Stellenwert als heute. Eine von der Strategieberatung Porsche Consulting veröffentlichte Studie sieht demzufolge Marktpotenzial für vertikal startende und landende Fluggeräte mit E-Antrieb. Doch braucht es für den Durchbruch neben Milliarden-Investitionen in Technik und Infrastruktur gesetzlicher Rahmenbedingungen und viele überzeugte Nutzer. Nun meldete Stellantis, weltweit viertgrößter Autokonzern, seine Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Unternehmen Archer Avition Inc. ausweiten zu wollen. Beide Firmen wollen gemeinsam elektrische Senkrechtstart- und -landeflugzeug (eVTOL) herstellen. Dazu wird der Automobilkonzern gemeinsam mit Archer eine Produktionsstätte in Covington im US-Bundesstaat Georgia aufbauen. 2024 soll dort mit der Fertigung der Elektro-Midnight-Flugzeuge begonnen werden. Mitternacht. Das eVTOL Midnight soll sicher, nachhaltig, leise und in der Lage sein, mit einer erwarteten Nutzlast von über 454 kg vier Passagiere und einen Piloten befördern zu können. Letzterer ist bis auf Weiteres aus Sicherheitsgründen mit an Bord. Grundsätzlich soll das Fluggerät, wie übrigens alle künftigen Lufttaxis autonom fliegen können. Die Reisegeschwindigkeit wird über 100 km/h betragen, die Reisehöhe 150 bis 450 Meter. Mit einer Reichweite von rund 100 Meilen (161 km) ist Midnight für Kurzstreckenflüge von etwa 20 Meilen (32 km) optimiert, wobei die Ladezeit dazwischen etwa 10 Minuten beträgt. Midnight funktioniert im Grunde genommen wie ein Helikopter oder eine Drohne. Der Auftrieb wird meist durch Rotoren erzeugt. Steuern lassen sich die E-Flugtaxis ganz einfach: Um höher zu fliegen, müssen einfach alle Rotoren schneller rotieren, fürs Sinken müssen alle langsamer rotieren. Will man die Drohne um den Mittelpunkt (also die Verbindungslinie zwischen Drohne und Boden) rotieren lassen, muss ein Teil der Rotoren schneller, der andere langsamer drehen. So dreht man nach rechts oder links ab. Top-Teams bringen ihre Expertise ein. Die Partnerschaft im Bereich der urbanen Luftmobilität wird auf den jeweiligen Stärken der beiden Unternehmen aufbauen. Archer bringt sein Weltklasse-Team von eVTOL-, Elektroantriebs- und Zertifizierungsexperten in die PartSTELLANTIS GEHT IN DIE LUFT Midnight, so heißt das Lufttaxi einer Gemeinschaftsentwicklung von Stellantis und Archer Aviation. Automobilkonzerne entdecken die dritte Dimension. Immer mehr Kfz-Hersteller können sich urbane Mobilität auch in der Luft vorstellen. Neuerdings bekundet auch Stellantis, der europäisch-US-amerikanische Konzern, 2021 als Holding aus der Fusion der Automobilkonzerne Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und der Peugeot S.A. (PSA) hervorgegangen, großes Interesse an dieser Form künftiger Mobilität. , Nach Einschätzung von Experten könnte das Lufttaxi in den kommenden zwei Jahrzehnten zum akzeptierten Transportmittel vor allem im innerstädtischen Verkehr von größeren Metropolen bzw. Megacitys aufsteigen, das dann von großen Teilen der Bevölkerung als Taxi-Alternative vornehmlich für Strecken von 20 bis 50 km genutzt wird. Um allerdings eine relevante Marktgröße zu erreichen, müsste in den mehr als 30 als geeignet angesehenen Großstädten ein Ökosystem mit insgesamt über 15.000 eVTOLs sowie 1.000 bis 2.500 Start- und Landeplätzen entstehen. ••• Lufttaxis lösen Autos in Metropolen ab

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