DMM Der Mobilitätsmanager

34 Der Mobilitätsmanager 05/06.2023 Text RED Fotos Porsche I GZ I Finanzministerium I Verkehrdsministerium Geschäftswagen • E-Fuels Auch nach 2035 dürfen, Stand heute, Verbrennerautos verkauft werden, sofern sie mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden. Das ist eine zwiespältige Nachricht für die Autofahrer, für den Standort Europa und eine ganz schlechte für Umwelt und Klima. Porsche preschte vor mit dem Thema E-Fuels. Und hatte mit Finanzminister Christian Lindner, seines Zeichens Porsche-Fahrer, und Verkehrsminister Volker Wissing zwei Helfershelfer. Dass sich die EU-Kommission und der Bundesverkehrsminister am 24. März 2023 geeinigt haben, wonach auch nach 2035 die Neuzulassung von neuen Pkw mit Verbrennungsmotoren in der EU erlaubt wird, sofern deren Betrieb ausschließlich mit klimaneutralen E-Fuels erfolgt, ist ein massiver Schlag gegen alle Bemühungen Deutschlands im Kampf gegen den Klimawandel. Bekannt ist, dass der Verkehrssektor in Deutschland ganz erheblich zum Schadstoffausstoß beiträgt, namentlich Straßenverkehr und Luftfahrt. FDP torpediert Klimaschutz. Nach Expertenmeinung haben Wissing und sein Chef, Bundesfinanzminister Christian Lindner, den AutofahrerInnen einen wahren Bärendienst erwiesen und die Bundesrepublik in der EU zum unglaubwürdigen und unzuverlässigen Partner abgestempelt. Immerhin war auf EUEbene das Ende des Verbrennungsmotors in Europa fast besiegelt. Doch erklärtes Ziel der FDP ist das Torpedieren aller Bemühungen rund um das Thema Klimaschutz, indem sie, wie auch der Lobbyverband VDA, von Technologieoffenheit spricht, tatsächlich aber den Klimaschutz ausbremst. Denn E-Fuels für Pkw einzusetzen ist laut Wissenschaft und einer aktuellen Studie von Fraunhofer ein ökologischer Irrsinn. Denn die Nutzung von synthetischen Kraftstoffen für Pkw bringt keinerlei Vorteile. Im Gegenteil: E-Fuels sollen laut Fraunhofer bis zu 9 Euro den Liter kosten und sie schneiden in der Ökobilanz miserabel ab. Zudem spricht das Umweltbundesamt von hochgradiger Ineffizienz. Im Dezember 2022 hat Porsche zusammen mit internationalen Partnern um die chilenische Betreibergesellschaft Highly Innovative Fuels (HIF) in Punta Arenas in der Pilotanlage „Haru Oni“ in der Provinz Magallanes im Süden Chiles mit der industriellen Produktion von synthetischem Kraftstoff begonnen. Anfangs soll die Produktion 130.000 Liter pro Jahr betragen. Bis 2027 möchte Porsche die Kapazität bis auf 550 Mio. Liter jährlich erhöhen. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2021 im Pkw-Verkehr täglich 8,2 Mio. Liter Sprit verbraucht. Mit einer Produktion von 550 Mio. Liter/Jahr kommt man also nicht sehr weit. Der Süden Chiles bietet ideale Bedingungen für die Produktion von E-Fuels: Dort weht der Wind an 270 Tagen im Jahr so, dass Windräder in Volllast laufen können. Zudem liegt Punta Arenas nahe der Magellanstraße. Vom Hafen Cabo Negro aus lässt sich der synthetische Treibstoff in alle Welt transportieren und über die bestehende Infrastruktur verteilen. „Mit Windenergie aus Wasser und CO2 hergestellte E-Fuels erlauben einen nahezu CO2neutralen Betrieb von Ottomotoren. Mit der E-Fuels-Pilotanlage nehmen wir bei dieser Entwicklung eine treibende Rolle ein“, sagt Barbara Frenkel, Vorständin Be-schaffung der Porsche AG. Diamentral entgegengesetzt dazu die Meinungen vin Fraunhofer und Autoxperte Professsor Dr. Ferdinand Dudenhöffer: Beide sehen den batterieelektrischen Antrieb im Pkw-Bereich als „konkurrenzlos“ an. Alternativen gebe es keine, da es „geradezu dumm“ sei, auf andere, weit ineffizientere Technologien wie E-Fuels zu setzen. Porsche Managerin verlangt Subvention. Für die Herstellung von künstlichem Sprit sind ungeheure Mengen an regenerativem Strom E-FUELS – 9 EURO DER LITER Barbara Frenkel, Mitglied des Porsche-Vorstandes, Beschaffung und Michael Steiner, Mitglied des Vorstandes F&E bei der Eröffnung der E-Fuels-Pilotanlage in Chile. Durchaus denkbar, dass es zukunfts- und beratungsresistente Mobilitätsmanager gibt, die ab 2035 lieber Verbrennerautos (die dann ausschließlich mit E-Fuels betrieben werden sollen) statt batterieelektrische Fahrzeuge in ihre Fuhrparks einstellen werden. Der Preis dafür, sollten E-Fuels kommen, wird sehr hoch sein.

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