DMM Der Mobilitätsmanager

44 Der Mobilitätsmanager 05/06.2023 Text RED Fotos LNER I Märklin/Trix Vorbild & Modell • Neuheiten 2023 Der „Fliegende Schotte“ war und ist ein Zugpaar von London Kings Cross über York und New Castle nach Edinburgh Waverly (und zurück) über die East Coast Main Line. Vor 100 Jahren gingen die drei Bahngesellschaften, über deren Netz der Flying Scotsman verkehrte, in der London and North Eastern Railway (LNER) auf. Die führte damals neue Wagen und eine moderne Schnellzugdampflok ein, die Class A3, vergleichbar mit den deutschen Hochleistungsloks der Baureihe 01. Machte der Fernzug anfangs noch Halt in den größeren Unterwegsstädten, so fuhr das Zugpaar ab 1928 ohne Zwischenhalt zwischen London und Edinburgh und war damit die schnellste Verbindung zwischen beiden Metropolen. Für die 623 km lange Reise benötigte der Flying Scotsman 8.15 Stunden. Das änderte sich erst 1932, als nach der Weltwirtschaftskrise der zunehmende Individual- und Inlandsflugverkehr die LNER zu laufenden Fahrzeitkürzungen zwang, ähnlich wie das im Deutschen Reich der Fall war. 1937 betrug die Reisezeit nur noch 7.20 Stunden. Genutzt wurden die Fernzüge zumeist von Business Travellern. Sie konnten sich, wenn sie nicht gerade in ihre Arbeit vertieft waren, die Zeit in einer Bar vertreiben, einen Frisiersalon oder das erstklassige Zugrestaurant aufsuchen. Ab 1938 war der Wagenpark klimatisiert. Erst ab 1949 bediente der Flying Scotsman wieder Zwischenhalte. Heute ein moderner Nachfolger. Mit Verbesserungen an der Infrastruktur konnten die Reisezeiten laufend verkürzt werden. Die heutige Route im Bereich der North Eastern Railway wurde 1877 eröffnet, ein Jahr später wurde der Kopfbahnhof in York durch einen Durchgangsbahnhof ersetzt. 1906 wurde in Newcastle eine zweite Brücke über den Fluss Tyne eröffnet. Ab den 1950er Jahren wurde die Fernstrecke bis 1977 umfassend erneuert und für Tempo 200 km/h ausgebaut. Seit 1991 ist die Magistrale durchgehend elektrifiziert. Die LNER betreibt auch heute den Flying Scotsman mit unverändertem Fahrplan. Seit August 2019 setzt das Bahnunternehmen für den Flying Scotsman neue Dualmode-Hochgeschwindigkeitstriebzüge vom Typ Hitachi AT300 ein. Die Fahrtzeit hat sich gegenüber 1923 fast halbiert auf 4.12 Stunden. Die LNER Class A3. Entwickelt von Ingenieur Nigel Gresley erlangte die A3 durch ihren klangvollen Namen schnell Bekanntheit. 1934 erreichte sie als erste Dampflok Großbritanniens eine Geschwindigkeit von 160,9 km/h. Die mächtigen Loks erhielten Korridortender mit einem Seitengang, durch den das Lokpersonal während der Fahrt abgelöst werden konnte und was die Möglichkeit bot, den Lokführern und Heizern zwischendurch das typisch britische Getränk, heißen Tee an ihren Arbeitsplatz zu bringen. Während des Zweiten Weltkriegs musste sie die A3 ihr grünes Farbkleid gegen Schwarz tauschen, erhielt es aber später zurück. Nach mehreren Besitzerwechseln kaufte 2004 das National Railway Museum in York die Lok und restaurierte sie bis 2016 komplett. Die betriebsfähige Schönheit ist im Museum York beheimatet. 2023 feiert die „Flying Scotsman“ ihr hundertjähriges Jubiläum und wird das H0-Sortiment von Märklin und Trix schmücken. ••• Das Original, die Class (Baureihe) A3 der LNER wird heute als Museumslok betrieben und ist immer wieder mal im Sonderzugeinsatz. Grenzenlose Weiten, vielfältige Landschaften, lebendige Städte. Kein anderes Verkehrsmittel bot im 20. Jahrhundert ein so intensives und sinnliches Reiseerlebnis wie der Zug. Bis zum Aufkommen der Luftfahrt und der vermehrten Nutzung des Flugzeugs in den 1960er Jahren nutzen Geschäftsreisende in Europa, auch in Großbritannien berühmte Züge. Zu den klingenden Namen gehörte in Deutschland etwa der Rheingold mit Fähranschluss nach UK und London. Und auf der Insel der legendäre „Flying Scotsman“. 100 JAHRE „FLYING SCOTSMAN“ VORBILD UND MODELL

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