39 www.dmm.travel 38 Der Mobilitätsmanager 01/02.2024 Text RED Fotos Sebastian Gollnow I Tesla Online-Info adac.de I automobilwoche.de Geschäftswagen • Preise Mobilitätsmanager, die noch vor wenigen Wochen neue Geschäftswagen geordert haben, müssen darauf vertrauen, dass sie nicht am Ende die Dummen sind. Schließlich ist Vertrag Vertrag, ob beim Autohaus oder beim Leasinggeber. Denn zurzeit bewegen sich die Neuwagenpreise im freien Fall. Das Ende der staatlichen Förderung zunächst bei den PHEV, dann auch bei den BEV und die exorbitant verteuerten Neuwagen über alle Antriebarten hinweg haben im Privatmarkt zu einer Art Käuferstreik geführt, auch mancher Selbstständige ist ins Grübeln geraten. Nun senken etliche Autobauer ihre Listenpreise sogar dauerhaft. Den Anfang hat Tesla gemacht. Nachdem der Elektroautohersteller bereits im Vorjahr deutliche Rabatte für seine Oberklasse-Modelle S und X gewährt hatte, wird nun der Bestseller Model Y, das meistverkaufte E-Auto in Deutschland im Jahr 2023, je nach nach Ausstattungslinie 5000 Euro günstiger. Den Amerikanern folgte jetzt BYD und selbst die deutschen Premiumhersteller kommen nicht mehr umhin, von ihren Mondpreisen (wenigstens etwas) Abschied zu nehmen. Vertrauen geschwunden. Mit ihrer exzessiven Preispolitik spielten die Autobauer in den letzten beiden Jahren stark mit dem Vertrauen der Kunden. Sie schraubten die Preise ihrer Neuwagen in teils unerträgliche Höhen im Glauben, die Verbraucher zahlen das schon. Und so kletterten die Bruttolistenpreise bis Ende 2022 auf durchschnittlich 42.800 Euro. Und auch 2023 wurde weiter an der Preisschraube gedreht. So lange jedenfalls, bis es zu einem Käuferstreik auf privater Seite kam. Die Autohersteller können von Glück reden, dass vor allem der Flottenmarkt noch bereit war, diese Preistreibereien mitzuspielen. Freilich kommen Firmenkunden und große Flotten ohnehin in den Genuss höherer Preisnachlässe, Mietwagenanbieter sowieso. Warum setzen die Hersteller jetzt auf Preissenkungen und/oder hohe Rabatte? Der Grund dafür ist ganz einfach: immer weniger Menschen können sich ein neues Auto leisten. Und auch so manche Mobilitätsmanager müssen im Hinblick auf ihre Budgets darauf achten, dass die Kosten für Neuwagen/Ersatzbeschaffungen nicht aus dem Ruder laufen, auch die Leasingraten betreffend. Die Inflation ist zwar etwas gesunken, dafür sind die Zinsen explodiert. Auch viele gewerbliche Kunden sparen lieber ihr Geld, statt jetzt große Investitionen in neue Fahrzeuge zu tätigen. Bei den einheimischen Autobauern, sorgt das für eine sehr unübersichtliche Auftragslage in Deutschland. Sinken die Preise großflächtig? Die Frage ist natürlich, wie lange der Abwärtstrend bei den Fahrzeugpreisen anhalten wird. Die Preissenkungen werden natürlich auch ihre Auswirkungen auf die Leasingraten haben; denn die sind infolge gestiegener Zinsen in 2023 und stark gestiegener Neuwagenlistenpreise teilweise um bis zu 50 % gestiegen. Auf der anderen Seite wirken sich sinkende Listenpreise auf die Restwerte des gesamten Bestands der jeweiligen Modelle aus. Die Weitervermarktung wird dadurch etwas schwieriger, weil man für den bisher gefahrenen Geschäftswagen z.B. im Fall einer Ersatzbeschaffung, weniger bekommt als man kalkuliert hat. Aktuell liegt der Focus der Preisabschläge in erster Linie bei den BEV. So hat der neue Riese am Autohimmel BYD, zu Beginn des Jahres 2024 seine Listenpreise um bis zu 15 % zurückgeschraubt. Gleich um 5.000 Euro billiger zu haben sind seit neuestem die Tesla Model Y. Volkswagen startete sein preisliches Downgrading in Frankreich, wo das Startniveau beim ID.4 von 51.000 auf 44.000 Euro abgesenkt wurde. Interessant auch ein Blick nach China. Weil dort die Konkurrenz so massiv ist, kann VW seinen ID.3 um die Hälfte günstiger anbieten als hier zu Lande. Mit dem begonnenen Preiskrieg steigt die Verunsicherung der deutschen Autobauer noch mehr. ••• DER PREIS GERÄT INS RUTSCHEN Bessere Zeiten für den Neuwagenkauf brechen vielleicht an. Wohl wegen der Chinesen geraten die Listenpreise für Neuwagen ins Rutschen. Auf den deutschen Automarkt kommen herausfordernde Zeiten zu. Der Druck auf die europäischen Volumenhersteller steigt kräftig. Denn nun rollen die Fahrzeuge aus dem Reich der Mitte an. Und deren BEV sind nicht von schlechten Eltern. Aktuell steigen die Rabatte und die Listenpreise geraten ins Rutschen. Gut für Flottenkäufe? Text Cen Fotos BYD Online-Info byd.com Geschäftswagen • Neuvorstellung BYD, weltgrößter Hersteller von Elektroautos, zeigt mit seinem neuesten Modell Seal U nicht nur, was man in Shenzhen technologisch drauf hat. BYD beweist auch, zu welchem Preis ein bestens verarbeitetes SUV dieser Größe möglich ist, wenn es in China gebaut wird. 41.990 Euro kostet die „Comfort“ genannte Variante (Blade-Akku mit 72 kWh, elektrisch verstellbare Kunstledersitze, Panoramaglasdach, 360°-Kamera, Wärmepumpe und sämtliche Assistenzsysteme, die man sich vorstellen kann, Reichweite 420 km), 44.990 Euro das Modell „Design“ (87-kWh-Batterie, Head-upDisplay, Infinity-Soundsystem mit zehn Lautsprechern und kabellose Aufladeflächen für zwei Smartphones, Reichweite 500 km). Dafür bekommt der Kunde ein schickes SUV. Die 160 kW (218 PS) Leistung des vorn sitzenden E-Motors sind eine gerade noch angemessene Motorisierung. Zehn Prozent der Mitarbeiter weltweit sind Ingenieure. Und das merkt man nicht nur am ausgereift konstruierten Auto. Spaltmaße und Verarbeitung sind über alle Zweifel erhaben. Interieur. Der Wagen wirkt auch innen ziemlich nobel. Kaum Unterschiede zur Limousine Seal gibt es – außer beim Platz und vor allem beim mit 552 bis 1440 Litern riesigen Kofferraum – in der Kabine. Im Innenraum sind Materialien wie Sitzbezüge und Armaturenbrett „vegan“. Der große Bildschirm in der Mitte dreht sich auf Knopfdruck von der Horizontalen in die Vertikale und zurück. Edel wirkt das Bleikristallimitat des Wählhebels, Dazu gibt es eine großflächige Ambientebeleuchtung in Türen sowie im teilweise transparenten Cockpit und ein verspieltes Infotainment mit einem drehbaren XXL-Tablet vor der Mittelkonsole samt Selfie-Kamera und Karaoke-Mikrofon. Fahrwerk auf Komfort getrimmt. Erstaunlich leise geht die Fahrt dahin. Bis 100 km/h vergehen 9,6 Sekunden, bei 175 km/h ist Schluss. Auch beim Laden lässt sich der Seal U Zeit: Die 87 kWh-Batterie (Modell „Design“) wird mit maximal 140 kW geladen. Von 30 bis 80 % Ladestand vergehen so 28 Minuten. Blade-Akku. Die Lithium-Eisen-PhosphatZellen, die BYD verwendet, benötigen keine kritischen Elemente wie Kobalt. Zudem ist die Batterie besonders sicher gegen Beschädigungen geschützt, altert kaum und lässt sich zu 100 % nutzen, so Chefentwickler Weijie Zhang. Hier merkt man die Erfahrungen von BYD: Das Unternehmen wurde 1994 als Batteriehersteller gegründet. Nur an der Ladesäule machen die sonst so scharfen Blade-Zellen der Chinesen einen schlechten Schnitt: Denn Wechselstrom schlucken sie bis maximal 11 und Gleichstrom nur bis 140 kW. IT-Architektur. Das digitale Rückgrat basiert auf einem zentralen Rechner. Ähnlich wie Tesla hat BYD damit einen Entwicklungsstand erreicht, von dem die deutschen Autohersteller noch träumen. Die meisten deutschen Modelle haben noch dutzende kleine Rechner (ICUs), einen für jeder Funktion, das ist Technik von gestern. Denn Zentralrechner wie der des BYD sind nicht nur besser für automatisiertes Fahren geeignet. Sie lassen auch umfangreiche Updates zu. Die werden auch nötig sein, denn derzeit sind die Fahrerassistenzsysteme (ADAS) des BYD eher Durchschnitt. Die Anzeige der erlaubten Höchstgeschwindigkeit im Navi und im Display vor dem Fahrer widersprechen sich mitunter. Noch vorhandene Mängel werden mit dem nächsten Update abgestellt. ••• BYD SEAL U: COOL UND GÜNSTIG BYD bringt mit dem SEAL U ein elektrisches SUV zum Kampfpreis. Aus der Limousine bekannt ist das Cockpit des SUV, schön und praktisch.. Der BYD Seal U, ein baterieelektrisches Mittelklasse-SUV, 4,79 m lang, ansehnlich gestaltet von Wolfgang Egger, ex-Audi-Designer. Die Seitenlinie erinnert an den Audi Q5, Heck und Front an den Porsche Macan, Autos, die in der gleichen Größenklasse wie der schicke Chinese antreten, aber zehntausende Euro teurer sind. Das Design des Seal U ist cool, die Ausstattung enorm, der Akku groß und der Preis eine Kampfansage a die deutschen Hersteller. Das Fahrzeug ist gut vorstellbar als Geschäftswagen; Künftig soll es das SUV auch als PHEV geben. ••• Unsere Meinung
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