DMM Der Mobilitätsmanager

3 www.dmm.travel Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit. Je ambitionsloser der Klimaschutz bisher ausgefallen ist, desto ambitionierter – und kurzfristiger – müssen die Instrumente der Zukunft ausfallen. Das Bundesverfassungsgericht hatte das bereits 2021 in seinem Urteil zum Klimaschutzgesetz festgelegt: Wer jetzt zu wenig tut, wird in Zukunft nur noch radikaler Freiheiten einschränken müssen. ••• Im April wurden die „Sektorziele“ einfach abgeschafft und nur noch die Gesamtrechnung soll am Ende zählen. Damit werden die krass negativen Ergebnisse des Verkehrssektors inmitten der Positivbeispiele (z.B. Energiesektor) einfach ausgeblendet. Dabei gibt es im Verkehrsbereich durchaus andere Wege als Fahrverbote: Z.B. Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen, die Abschaffung bzw. Reform CO2-intensiver Subventionen wie z.B. der Pendlerpauschale, der Zwang zur Verlagerung großer Teile des Straßengüterverkehrs auf die Schiene, das Verbot innerdeutscher Flüge u.v.a.m.. Dienstreisen in der BC verboten. Für Bundestagsabgeordnete gilt ab sofort eine „Economy-only-Reisepolitik“. Der Bundestag hat im Rahmen einer neuen Kostensenkungsmaßnahme Parlamentariern das Fliegen in der Business Class auf Flügen von weniger als vier Stunden verboten. Grund: Die Abgeordneten hatten in 2023 binnen nur fünf Monaten ihr Reisebudget aufgebraucht. Der Schritt ist umso bemerkenswerter, als die Parlamentarier behaupten, Reisen in der BC ermögliche ihnen eine höhere Produktivität. Zudem können sie möglicherweise nicht an sensiblen Dokumenten arbeiten, weil sie in der Economy vor neugierigen Blicken nicht geschützt sind. Das Gleiche gilt für die Möglichkeit, per Fast Track durch die Sicherheitskontrolle und in eine Flughafenlounge zu gelangen, wo geschäftliche Anrufe und Korrespondenz relativ privat abgewickelt werden können. ITB-Nachschlag. Noch ist die ITB eine globale Plattform für Business, Innovation und Networking der internationalen Reiseindustrie. Aber wie lange noch? Messen verlieren weltweit an Bedeutung. Auf der diesjährigen ITB waren wichtige Themen die wachsende Bedeutung von KI, sowie Fachkräftemangel und Klimagerechtigkeit. Mit Letzterer ist es beim Tourismus leider nicht weit her. Viel Blabla. Und wenn’s darauf ankommt, sind die meisten Reisenden so gut wie nicht bereit, auch nur ansatzweise etwas gegen den Klimawandel zu tun. Was Messen wie der ITB fehlt ist ein klares Bekenntnis zum Umweltschutz. Wir haben nur diese eine Erde, und die gerät in immer größere Gefahr und damit wir alle, wenn wir so weitermachen wie bisher. Wo bleiben die Aufrufe der Reiseverbände, der verbindliche Zwang, endlich umweltfreundlicher zu handeln? Davon war in Berlin nichts, aber auch gar nichts zu spüren. Mobilität = Stillstand. Verkehrsmittel sind eigentlich dazu da, uns von A nach B zu bringen, in 2023 und in Q1 2024 hatten wir es mit folgendem Paradoxon zu tun: Mobilität bedeutet öfter als uns lieb sein kann auch Stillstand. Die vielen Streiks bei der Bahn, in der Luftfahrt, und weiß der Herr wo noch, haben so manchen Geschäftsreisenden und Mobilitätsmanagern den Zahn gezogen. Die ganze Republik wurde immer wieder blockiert, und sei es mit Traktoren der Landwirte, die glauben, dass Subventionen in Stein gemeißelt sind. Apropos Mobilität und Fahrverbotsdrohung: Mach Sie es so wie wir: Setzen Sie sich am Wochenende aufs Fahrrad und erkunden, wie schön die Welt doch sein kann. Dann tun Sie was fürs Klima und für Ihre Gesundheit. Freuen Sie sich auf eine spannende Lektüre und schauen Sie auch auf dmm.travel, das Infoportal für Unternehmensmobilität. Gernot Zielonka Herausgeber und Chefredakteur KLIMASCHUTZ UND KLIMAPOLITIK Die Aufregung war im April groß. Bundesverkehrsminister Volker Wissing drohte mit Fahrverboten für alle deutschen Autofahrer, wenn das Klimaschutzgesetz nicht endlich geändert werde. Sein Verkehrsministerium reißt seit Jahren die gesetzlich vorgegebenen Klimaschutzziele, die Lücke wird immer größer. Verursacher sind Verbrennerautos, der Lkw- und der Flugverkehr. Jetzt wurde ein fauler Kompromiss gefunden. Editorial • Unter uns

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