26 Der Mobilitätsmanager 10.2024 Der Anteil der Auslands-Dienstreisen lag 2023 bei 28 %, geringfügig mehr als im Jahr zuvor. Geschäftsreise • Analyse 23/24 Text VDR I RED Fotos VDR I FMG um sagenhafte 72 % auf 46,2 Mrd. Euro zugelegt haben. Und sowohl beim Reisevolumen als auch bei den Kosten ist die Entwicklung im öffentlichen Sektor überdurchschnittlich: 73 % mehr Dienstreisen bei 96 % mehr Kosten im Vergleich zum Vorjahr. Fast 10 Mio. Business Traveller. Von der Firmengröße unabhängig sind sowohl die Anzahl der Geschäftsreisenden als auch ihr Anteil in den Unternehmen weiter angestiegen. Weg von den Videokonferenzen und hin zu persönlichen Treffen machten sich im Jahr 2022 ca. 8,4 Mio. und 2023 gut 9,9 Mio. Geschäftsreisende auf den Weg – ein Plus von 18 %. Am schnellsten ist ihr Anteil in den vergangenen Jahren in den größten Unternehmen mit mehr als 1.500 Beschäftigten gewachsen. Hier machten sie im Spitzenjahr 2019 bereits 37 % der Belegschaften aus – 2023 auch nahezu ein Drittel (32 %). Reisedauer. Auch der Gegentrend zur jahrelangen tendenziellen Kürzung von Geschäftsreisen hielt 2023 an: Die Durchschnittsdauer der Dienstreisen stieg weiter an und betrug insgesamt 2,6 Tage. Die stärkste Veränderung weg von Tagesreisen hin zu mehrtägigen Reisen verzeichnete man im Mittelstand: Hier dauerte eine Geschäftsreise durchschnittlich einen Tag länger als noch im Jahr 2019. Das Zusammenlegen von dienstlichen Reiseanlässen sowie die anteilige Zunahme an Auslandsreisen, aber auch die Möglichkeit, einen privaten Aufenthalt vor oder nach der Geschäftsreise planen zu können, dürften hinter dieser Entwicklung stehen. Auch im öffentlichen Sektor ist eine deutliche Verschiebung zugunsten längerer Reisen festzustellen: Fanden im Jahr 2019 noch 72 % der Dienstreisen ohne Übernachtung statt, so waren es im Jahr 2023 nur vier. Hohe Kosten und Konsequenzen. Die durchschnittlichen Kosten pro Geschäftsreise sind im Vergleich zum Vorjahr um 10 % auf 409 Euro gestiegen, was sowohl auf die weit über das Inflationsniveau reichenden Preissteigerungen als auch auf die weiter gestiegene Durchschnittsdauer der Reisen im Jahr 2023 zurückzuführen ist. Antworten darauf können u.a. Verschärfung der Reiserichtlinien, Economy-Flüge auch auf der Langstrecke, Obergrenzen für Übernachtungs- und Flugpreise, Einschränkung auf Vertragshotels oder eingefrorene Budgets bis hin zu Reiseverboten sein. Die Ausgaben pro Person und Reisetag stiegen – aufgrund der längeren durchschnittlichen Reisedauer etwas gemäßigter – von 154 auf 158 Euro. Die Gesamtausgaben für Reisen im Auftrag der Firma stiegen 2022–2023 um 19,3 Mrd. Euro (72 %). Doch innerhalb der Transportkosten tut sich etwas: Der „Pandemie-Effekt“ zugunsten erdgebundener Transportmittel ist vorbei: Für das Fliegen wird anteilig wieder so viel ausgegeben wie i2019. Die Notwendigkeit Nachhaltigkeit strategisch zu verankern, ist mit dem Inkrafttreten der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in diesem Jahr gestiegen. Immer mehr Unternehmen müssen sich somit jedes Jahr aktiv für Umweltschutz und soziale Verantwortung einsetzen und konkrete Maßnahmen auch für die geschäftlich bedingte Mobilität umsetzen und planen. Eine Schlüsselstrategie ist nach wie vor die kritische Prüfung der Reisenotwendigkeit, doch mit rückläufiger Tendenz. Wurde diese Maßnahme im Jahr 2021 noch von 87% der Befragten aufgeführt, sind es drei Jahre später 76%. Einen ungebremsten und kontinuierlichen Anstieg gibt es hingegen bei nachhaltigen Angeboten für Beschäftigte, wie beispielsweise die Förderung von Fahrrad-Leasing oder JobTickets für Pendler. Im Jahr 2021 haben noch 67 % der Unternehmen diese Angebote eingesetzt bzw. damit geplant und aktuell sind es 92 %. Der Wechsel von Pkw oder Taxi auf den ÖPNV wird ebenfalls beliebter – dies zeigt die Zunahme von 45% auf 55% an Befragten, die diese Maßnahme bereits einsetzen bzw. damit planen. Die steigenden Zahlen zur Nutzung des ÖPNV hängt möglicherweise mit der Einführung des Deutschlandtickets und somit einfacheren bundesweiten Nutzung des Nahverkehrs zusammen. Nachhaltigkeitsfokussierte Unternehmen informieren und motivieren ihre Beschäftigten, umweltbewusster zu reisen, z.B. durch Trainings, Wettbewerbe oder Bonussysteme. Sie arbeiten bevorzugt mit Reisedienstleistern zusammen, die umweltfreundliche Optionen wie emissionsarme Verkehrsmittel oder zertifizierte Hotels anbieten. Seit Februar 2024 sind vom Global Sustainable Tourism Council (GSTC) Kriterien publiziert worden, die im Wachstumsbereich MICE ein weltweit anerkanntes Rahmenwerk darstellen, um Nachhaltigkeit zu definieren, zu messen und zu fördern. Sie ermöglichen Veranstaltungsstätten, -organisatoren und Events, sich nach einem einheitlichen Standard zertifizieren zu lassen. ••• Klimaschutz und Nachhaltigkeit
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